Wir haben eine weitere Brauerei für die Route gewonnen.
Die Brauerei Nocturne aus Oberentfelden braut seit 2017 im Keller der alten Bürsti kreative Eigenkreationen.
Wir haben den Matthias, der 10-köpfigen Crew, für euch interviewt:
Wie bist du dazu gekommen, Brauer zu werden, und was fasziniert dich an dieser Arbeit?
Die Lust am Brauen ist mir während einer Weltreise mit meiner Frau gekommen. Damals haben wir in Neuseeland und Australien verschiedene kleine Mini-Brauereien kennen- und die Vielfalt schätzen gelernt. Als wir dann in die Schweiz zurückgekommen sind, fanden wir auch hier eine grössere kulturelle Gemeinde, die den Hype zelebrierte. Die Idee einer eigenen Brauerei fanden einige meiner Schulkollegen auch interessant und so starteten wir die Suche nach einem geeigneten Raum.
Anfangs 2017 starteten wir dann damit.
Wie habt ihr den Raum dann gefunden?
Von Anfang an war klar, dass der Raum auch ein Begegnungsort sein wird, und daher suchten wir nach Räumen ausserhalb unserer Wohnungen. Da ich in der Nähe wohne, kamen wir dann schnell auf die auch kulturell passende Location hier in der alten Bürsti Oberentfelden.
Welche Art von Biere braust du am liebsten, und warum?
Am liebsten braue ich aktuell Neipa’s, da die Freiheit der Geschmacksrichtung relativ gross ist und man auch relativ fruchtige Sachen machen kann. Ich versuche grundsätzlich immer Rezepte zu kreieren, die zwar experimentell, aber auch trinkbar sind. Wir haben uns nicht auf einen Bierstil festgelegt, sondern gehen in alle Richtungen, also auch Weizen, Dunkle etc..
Neipas benötigen grosse Mengen an Hopfen, Was gibst du für Hopfen so aus?
Natürlich sind die Rohstoffe eine Kostenkomponente, aber die Raummiete ist dagegen die viel grössere Kostenposition. Wir kaufen die Zutaten auch nur direkt vor dem Brauen ein und lagern möglichst nichts. Die Kosten werden durch den Verein getragen und der Mitgliederbeitrag sichert uns die Ausgabendeckung, auch wenn mal was an Inventar dazugekauft werden muss. Durch Erträge können dann auch neues Equipment wie eine Zapfanlage oder Kühlschränke dazugekauft werden.
Gibt es ein bestimmtes Bier, auf das du besonders stolz bist? Und warum?
Absolut. Das Frau Rogger dieses ist auch das Bier, dass wir am meisten gebraut haben. Es ist ein typisch fruchtiges Britisches Ale welches uns allen am meisten schmeckt.
Wie bleibst du kreativ, wenn es um die Entwicklung neuer Bierrezepte geht?
Während des Planungsprozesses kann man sehr kreativ sein. Ich habe immer neue Ideen, wie man mit Früchten und anderen Zugaben die Biere weiterentwickeln könnte.
Man lernt auch immer wieder von den keinen Rückschlägen. Als wir angefangen haben zu brauen, gingen die ersten 5–6 Süde schief oder wurden zu Alkoholisch, weil wir Zuwenig Nachguss nachgegeben haben. Von dem Bier war man schlicht zu schnell betrunken und wir mussten es weggiessen. Von den Fehlern haben wir aber gelernt und den Brauprozess stabilisiert, seither können wir konstanter gutes Bier herstellen und mit den Zutaten experimentieren.
Was magst du am meisten an deiner Arbeit als Brauer?
Das Endresultat degustieren. Man hat eine Idee und entwickelt ein Rezept und dann ist die Spannung enorm, wie das Bier nach der Lagerung schmeckt.
Meistens kann ich auch nicht warten und probiere schon früh im Lagerungsprozess, damit ich feststellen kann, wie sich Kohlensäure und Geschmack entwickelt.
Welche Herausforderungen siehst du in der Braubranche, und wie gehst du damit um?
Da es mittlerweile viele kleine Brauereien gibt ist die Konkurrenz hoch. Den Kundenstamm aufbauen und die Stufe der Mikro Brauerei überschreiten ist eine grosse Herausforderung. Viele der Brauereien merken schnell, dass es sich nicht rechnet, wenn man den Schritt weg vom Hobbybrauer macht. Man muss weitere Investitionen tätigen und schon alleine die Logistik wird viel aufwendiger und kostspieliger.
Gibt es ein bestimmtes Brauerlebnis oder eine Tradition, die du besonders schätzt?
Unser Vereins-Braureisli, an dem meisten alle Teilnehmen und man sich mit der Zapfanlage in einer Hütte verkriecht und die Zeit mit den Freunden geniessen kann.
Was rätst du jemandem, der darüber nachdenkt, in die Welt des Brauens einzusteigen?
Ich würde ein Braukurs empfehlen und dann drauflos brauen, scheitern, lernen und wieder versuchen. Die grösste Herausforderung sehe ich in der Kühlung und Lagerung damit am Ende die Qualität stimmt. Wir haben seit Beginn weg ein Kühlgerät und Kühltanks im Einsatz. So haben wir die Temperaturen im Griff und erzielen konstante Ergebnisse. Diese ersten Anschaffungen sind aber kostspielig, da sollte man sich gut überlegen, welche Grösse die Brauanlage hat, auf der man brauen will.